Alles fehlt – wie soll es Weihnachten werden?
Das fragen sich ganz viele Leute im Libanon in diesen Tagen. Es ist nicht nur die Covid-Pandemie, welche die Leute auf Trab hält. Die Regierungskriese nach der fatalen Explosion im Beiruter Hafen hat zur Folge, dass die Stom- und Wasserversorgung vielerorts nicht mehr richtig funktioniert, dass das libanesische Pfund praktisch wertlos geworden ist und man keinen Zugang zu den eigenen Bankonti mehr hat, dass alle Treibstoffe Mangelware geworden sind und kaum mehr bezahlt werden können. Auch die Preise für Lebensmittel sind unverhältnismässig gestiegen, da auch der Nachschub schwierig geworden ist. Wir können uns keine Vorstellung davon machen, wie das für die Menschen dort ist, die nicht einfach in ein anderes Land wegziehen können. In der Bekaa-Ebene, die von der Landwirtschaft geprägt ist, können sich die Leute mit Hilfe von Tauschhandel noch etwas besser über Wasser halten als in der Region von Beirut.
„Wir hatten einmal 52% unseres Haushaltes selbst decken können; nur 48% unseres Budgets waren aus Deutschland, der Schweiz und England gekommen“, so erklärt der Direktor der Johann Ludwig Schneller-Schule in der libanesischen Bekaa-Hochebene, Pfarrer George Haddad. Doch jetzt sei es ganz anders: „Unsere einheimischen Einnahmen sind fast auf Null gesunken. Die Spenden aus dem Ausland müssen reichen, um den Haushalt komplett zu decken.“
Man mag sich vorstellen, wie diejenigen diakonischen und karitativen Einrichtungen dastehen, die sich bislang ausschließlich aus lokalen Einnahmen finanziert haben. Sehr viele von ihnen mussten bereits schließen. Wir werden der Schule mit einer Sonderspende in Dollar (die als Zahlmittel noch akzeptiert sind) unter die Arme greifen.
Die Theodor Schneller-Schule in Amman steht unter einem besseren politischen Stern. Zwar haben auch dort Covid-Einschränkungen den Schul- und Internatsbetrieb neu geprägt. Die Neugestaltung des Trink- und Abwassersystems ist immer noch im Verzug. Die neuen Ausbildungsgänge, deren Abschlussdiplome vom Staat anerkannt sind, erfreuen sich grosser Attraktivität, wie der Schulleiter Pfarrer Khaled Freij berichtet. An Gebäuden ist immer noch grosser Renovationsbedarf, obwohl einige Industriehallen repariert worden sind. Mit den Schülern kann das Weihnachtsfest unter Einhaltung der Covid-Bestimmungen im gewohnten Rahmen vorbereitet werden.
Ursus Waldmeier, Präsident SVS