Auswirkungen von Krieg und politischer Instabilität im Libanon
Libanon ist ein Land, das seit langem geplagt ist von Gewalt und Krieg. Der Bürgerkrieg war nicht richtig beendet in 1991. Die israelische Armee hatte immer noch Teile von libanesischem Territorium besetzt. Die Widerstandsbewegung führte die Militäroperationen gegen Israel weiter und Israel hat als Ergebnis davon den Libanon mehrmals angegriffen. Der Krieg mit Israel kam im Jahr 2000 zu einem Ende. Die israelische Armee zog sich aus den besetzten Gebieten mit Ausnahme der Shebaa Farms und Kafarshuba zurück.
Im Jahr 2006 kam es bereits wieder zu einem Krieg mit Israel der mehr als 1100 Menschenleben kostete und 4000 verwundete. Die israelische Armee hat über dem Südlibanon mehr als eine Million Streubomben abgeworfen. Diese Streubomben sind eine andauernde Tragödie, denn seit dem Julikrieg von 2006 sind 70 Personen daran gestorben und 600 wurden davon verletzt.
Der Krieg im Juli 2006 hat den psychologischen Zustand vieler junger Menschen und Kinder vor allem im Süden, der Bekaa und Dahyieh (Beirut) negativ beeinflusst. Für viele Kinder war der Stress des Krieges traumatisch. Der Verlust von Eltern, Verwandten und Freunden, die Zerstörung von Häusern, das Leben in Notunterkünften und andere traumatische Erfahrungen lassen neue, negative mentale Muster in Kindern und jungen Mneschen entstehen: Gewalt, Isolierung und soziale Ausgrenzung. Leider bleiben die meisten dieser Erfahrungen unangesprochen. Es gibt nicht genügend Fachkräfte auf diesem Gebiet. Viele Menschen sind sich ihrer Traumas gar nicht bewusst und können das, was in ihnen vorgeht nicht erfassen. Ausserdem sind so viele Menschen von traumatischen Symptomen betroffen, dass nur noch extreme Fälle auffallen.
Der Verlust des vertrauten Hauses, Dorfes, der sicheren Umgebung wird als sehr grosser Schock erlebt. Der Verlust der vertrauten Umgebung ist tragisch und wirkt sich negativ auf die mentale Gesundheit, die Verhaltens-Anpassung und das Schulleben aus.
Die vergangenen Jahre haben eine steigende politische Instabilität gebracht. Die Spannungen im Land sind intensiver geworden. Im Mai 2008 haben sie einen kritischen Punkt erreicht, als Milizen sich offen in den Strassen von Beirut bekämpften und das Land an den Rand eines Bürgerkrieges brachten. Immer wieder kommt es zu Kämpfen und die Lage bleibt gespannt. Der Bürgerkrieg in Syrien trägt zu erneuten Spannungen und Gewalt bei.
Die Menschen hier werden nicht über Trauma und Resilience informiert. Viele Menschen wollen oder können nicht zugeben, dass sie traumatisiert sind und Hilfe brauchen. Oft sind sie sich nicht bewusst, warum sie gewisse Verhaltensmuster entwickelt haben.
Krieg ist nicht unbedingt etwas, das alle Menschen direkt traumatisiert. Das Leben in einem Land im Krieg oder in politischer Instabilität bringt immer ein vermehrtes Auftreten von mentalen Krankheiten mit sich. Viele leben mit Ängsten, Depressionen oder es fällt ihnen ganz einfach schwer, in einem Land mit dauernden Problemen und Instabilität zu leben. Viele Libanesen behandeln die von ihnen festgestellten Symptome oft selber mit Medikamenten, die relativ einfach erhältlich sind.