Betrachtungen über ein Sandwich
Gewisse Dinge fehlen einem in der Fremde. Ich zum Beispiel hätte gerne wieder einmal ein Salami-Sandwich. Ein Sandwich entsteht, wie Mani Matter bereits eingehend erläutert hat, aus der geschickten Schichtung von Brot und Fleisch.
- Souk in Sidon
- Kochlöffelverkäufer
- Sändwitsch – Brot & Fleisch
Der Aufbau des Sandwichs soll nicht das Thema sein heute, sondern die Frage, wie man in der Bekaa an Brot und Salami herankommen kann. In der Libanesischen Küche wird ein fladenartiges Brot verwendet. Es kann in kleine Stücke zerrissen werden, die man zu kleinen Schäufelchen formt, mit denen man Hummus, das Kichererbsenmus, Oliven, Reis und Ähnliches aufschaufelt. Für ein Sandwich ist dieses Brot eher bedingt geeignet.
An der Johann Ludwig Schneller-Schule wird nach deutschem Rezept das „Schneller-Brot“ gebacken, welches sich als Alternative anbieten würde. Es wird vorgeschnitten und in Plastiksäcken verpackt an der Schulpforte zum Verkauf angeboten.
Für unser Sandwich entscheiden wir uns für ein selbstgemachtes, frischgebackenes Brot. Dazu kaufen wir im Supermarkt im nahegelegenen Städtchen Trockenhefe und Vollkorn-Mehl.
Auf dem Heimweg fährt ein verrücktgewordener Quad-Fahrer (ein Motorfahrrad mit 4 Rädern) so nah an mir vorbei, dass er den an meinem Fahrradlenker hängenden Plastiksack touchiert, zerreisst und dessen Inhalt (Spaghetti und Brätzeli) auf der Strasse verteilt.
Erst am nächsten Tag fällt mir auf, dass auch die Trockenhefe fehlt und wohl in jenem Schicksalsplastiksack gesteckt haben muss. Ich gehe also, diesmal zu Fuss (sicher ist sicher), zurück zur „Unfall“-Stelle, finde tatsächlich die Trockenhefe und bringe sie triumphierend nach Hause.
Um Salami zu ergattern, muss man gröberes Geschütz auffahren. Am verlängerten freien Wochenende (Libanesischer Unabhängigkeitstag) fahre ich nach Beirut. Wegen der Feierlichkeiten sind die Sicherheitsvorkehrungen noch strenger als sonst. Die Soldaten stehen zu Hunderten in 5 Meter Abstand in der ganzen Altstadt, auch Schützenpanzer haben sie heute mitgebracht.
Ich entziehe mich der gespannten Atmosphäre und suche ein Service-Taxi zur CityMall, dem riesigen Shopping-Komplex im Norden von Beirut. Die Taxifahrer sind ungehalten, wenn man als Einzelmaske da hin fahren möchte und ihre exorbitanten Preise nicht bezahlen will. Ich wedle so lange mit zwei Tausenderscheinen vor ihren Augen, bis sich einer erbarmt und mich mitnimmt.
In der CityMall betrete ich den wohl grössten Supermarkt, den ich je gesehen habe. Wohl an die 50 Gestellreihen erwarten den Besucher und so enorm wie die Ausmasse sind auch die Preise. Dafür gibt es wirklich Alles zu kaufen. Sogar eine ordentlich bestückte Käsetheke gibt es.
Mit dem Salami in der Hand paradiere ich zur Kasse Nummer 34, in froher Erwartung dessen, was zu Hause in der Küche noch folgen soll.
Auch in Sachen Kochausrüstung habe ich noch einmal kräftig investiert. Im ähnlich riesigen Haushaltwaren-Geschäft im Obergeschoss der CityMall habe ich mich mit Victorinox-Rüstmessern und einem Sparschäler eingedeckt (habe ich schon erwähnt, dass es Alles, wirklich Alles, gibt?). Am Tag zuvor schon hatten wir auf dem Souk, dem Markt, in Sidon in der Handwerkerstrasse einen handgeschnitzten Kochlöffel ergattert.
Und so ist am Montag nachmittag die Zeit gekommen, das Brot zu backen und das Sandwich zuzubereiten. Fehlt noch die Butter. Hier geht es vor allem darum, sie nicht auf die falsche Seite zu streichen, wie Mani Matter bereits erkannt hat.