Ein Tag im Leben von…

Um 6 klingelt der Wecker. Es ist nicht meiner, sondern jener vo Johannes, dem deutschen Volunteer im Zimmer nebenan. Ich drehe mich also noch einmal um und schlafe weiter. Um 8 werde ich von den Stimmen der Kinder auf dem Hof geweckt und entscheide mich nach längerem Zögern, doch aufzustehen.

In der Küche mache ich mir eine Tasse Haferflocken mit Quark und Wasser zurecht und begebe mich ins Wohnzimmer. Dort sitzt bereits Thomas, der andere Volunteer. Er hat auch schon die elektrische Heizung angestellt, es ist einigermassen warm im Zimmer.

Johannes und Thomas haben um 6 Uhr 30 die Kinder im Internat geweckt und mit ihnen gefrühstückt. Nachdem die Kids in die Schulzimmer abgezottelt sind, haben die Volunteers den restlichen Morgen frei.

Mein Ziel ist es, vor 9 mit der Arbeit zu beginnen. Heute erreiche ich es und betrete um 8 Uhr 45 den Computer-Raum. Als erstes stecke ich meinen Laptop ein und rufe meine Emails ab. Danach erfolgt erst mal der morgendliche Rundgang durchs Internet. Nachrichten aus der ganzen Welt, aus der Schweiz und dem Nahen Osten, schliesslich will man ja informiert sein, wenn die Bomben hochgehen.

Danach baue ich an den Computern die Ersatzteile ein, die mir gestern Shafic, der Chefeinkäufer gebracht hat. Tastaturen, Mäuse und CD-Laufwerke. Die Laufwerke sind gebraucht, einige davon funktionieren denn auch nicht. Ich baue sie gleich wieder aus. Das Problem ist, dass man die Laufwerke, die ich brauche, gar nicht mehr kaufen kann. Der Verkäufer hat drum Shafic gratis einige gebrauchte mitgegeben.

 

Ich begebe mich vor zum Büro der Administration, wo ich auf Shafic treffe und mit ihm bespreche, wie ich weiter vorgehen soll. Er verspricht mir, noch weitere Laufwerke zu besorgen. Ich baue aus dem alten, ungenutzt herumstehenden Computer das CD-Laufwerk aus und packe es ein. Danach bitte ich die Sekretärin, mich für ein kurzes Gespräch mit dem Chef einzutragen.

Auf dem Rückweg vom Büro treffe ich auf Tony und George vom Hausdienst, die gerade die Oliven auf dem Gelände ernten. Ich hole kurz die Kamera aus der Wohnung und mache einige Fotos.

Im Computer-Raum treffe ich auf Maysun, die Computer-Lehrerin. Sie ist mit einer Klasse da und führt eine Probeprüfung durch. Ich schaue den Kids ein Wenig zu, und helfe dann und wann, wenn sie eine Frage haben. Da ich meine Kamera dabeihabe, mache ich gleich noch einige Fotos.

Als die Kinder weg sind, baue ich das CD-Laufwerk ein. Es funktioniert! Jetzt brauche ich eine Kneifzange. Solcherlei findet man am ehesten bei Monah, dem Chef Maschinen und Reparaturen aller Art. Auf dem Hof treffe ich wieder auf Johannes und Thomas, auch sie sind auf dem Weg zu Monah. Es ist 11 Uhr.

Monah ist mit dem Reparieren der Schulfahrräder beschäftigt. Jetzt gibt es aber einmal Tee. Tony und George unterbrechen die Olivenernte und kommen herüber. Auch Martin, der Chef des Gästehauses, ist da. Er hat hilft heute bei der Olivenernte mit.

Nach dem Tee und einer Kneifzangenoperation am Monitorkabels eines Computers gehe ich nochmal vor zum Büro. Ich bekomm den Chef kurz ans Telefon und bespreche mit ihm, wie ich den Empfang der Ersatzteile quittieren soll, und wie wir weiter vorgehen sollten.

Nun ist es Zeit fürs Mittagessen und ich geh rüber zum Speisesaal, wo Hans, der deutsche Buchhalter der Schule, und Maria die Deutschlehrerin schon am Essen sind. Heute haben wir Glück, es gibt Hamburger und Pommes.

Den Nachmittag verbringe ich wieder im Computer-Raum und bastle an der Webseite. Pünktlich um 3 Uhr fällt der Strom aus. Jeden zweiten Tag gibts von 3 bis 5 keinen Strom, an den Anderen Tagen von 5 bis 6. Ich pack meine Sachen ein und lade sie in der Wohnung ab. Dann geh ich erst mal eine Runde Joggen. Vor dem Joggen stecke ich noch den Boiler ein, damit ich nachher auch ordentlich duschen kann.

Als ich eine Stunde später vollgeschwitzt zurückkomme, fällt mir beim Blick auf den Boiler-Thermostat ein, dass dieser elektrisch und somit während der letzten Stunde gar nicht geheizt hat. Ich entscheide, dass mit der Restwärme von gestern eine kurze Dusche drinliegen sollte.

Danach gibts erst mal ein Nutella- und ein Käse-Brot. Ich lege mich ins Bett, dem einzigen warmen Ort in der stromlosen Wohnung und schaue einen Film auf meinem Laptop.

Später als der Strom wieder da ist, überwinde ich mich, aufzustehen und bereite einen Brotteig vor. Da es immer ziemlich kalt ist in der Wohnung geht der schlecht auf und ich lass ihn jeweils über Nacht stehen.

Um halb 8 gehe ich dann noch einmal hinüber in den Computer-Raum. Jede Internatsfamilie hat einen Computer-Abend pro Woche, an dem die Kinder Computer-Spiele spielen dürfen und im Internet surfen. Heut ist Johannes‘ Familie dran. Für mich gibt es nicht viel zu tun, ich schaue ab und zu, dass die Kinder keine ungeeigneten Seiten anschauen und helfe bei kleinen Problemen. Johannes führt die Aufsicht und hat die Kinder gut im Griff.

Um 10, als die letzten Kinder gegangen sind, schalte ich die Computer ab und überprüfe ich noch einmal, dass alles in Ordnung und nichts fehlt. Dann geh ich zurück in die Wohnung.

Im mittlerweile wieder geheizten Wohnzimmer lasse ich mit den Volunteers den Tag ausklingen und geh dann auch bald einmal ins Bett.