Ein Wochenende in Beirut

Eid Al-Adha, das muslimische Opferfest. Die Schule ist zu übers verlängerte Wochenende. Vier Tage Beirut, das ist der Plan.

Von Khirbet in die Hauptstadt zu kommen ist nicht ganz einfach, wenn man sich nicht auskennt. Es fährt eine Art Bus von Süden her nach Chtoura. Wenn man winkt, hält er an. Nur regnet es gerade in Strömen, als ich den Bus nahen sehe. Ich renne hin. Hmm… Das ist gar nicht der Bus, hat nicht einmal ein offizielles, rotes, Taxi-Nummernschild. Egal, es schüttet und ich habe keine Lust noch länger zu warten.

Bei der Abzweigung in Qabb Elias aussteigen, die Strasse überqueren und dort in ein „Service-Taxi“ einsteigen, einen alten Mitsubishi-Minivan. Der fährt nach Beirut. End-Station Bus-Terminal irgendwo in Beirut, hab ich gehört.

In einem Vorort von Beirut, mittlerweile bin ich der letzte Gast, werde ich höflich aus dem Auto geworfen. Später erfahre ich, dass der „Bus-Terminal“ genaugenommen eine Strassenkreuzung ist, bei der viele Taxis und Service-Taxis vorbeifahren.

Ein Taxi bringt mich zur etwas zwielichtigen Pension „Valery“. Die Gemeinschaftsdusche möchte ich lieber nicht benützen, aber es laufen keine Kakerlaken über den Boden und das Personal ist nett. Billig ist es auch.

Erst mal die Stadt ein Bisschen kennenlernen, zu Fuss, denn von Taxis und dergleichen hab ich vorerst genug. Die Strandpromenade, das Studentenviertel, die aufgemotzte Altstadt, die Hariri-Moschee, die gar nicht Hariri-Moschee heisst, aber aus irgendeinem Grund geht mir der Name nicht aus dem Kopf.

Hariri hat sie erbauen lassen und liegt darin begraben, aber benannt ist sie nach jemand Anderem. (Gemeint ist der libanesische Premier Rafik Hariri, den dunkle Mächte im Jahre 2005 mit Hilfe einer gewaltigen Bombe beim Beiruter Yachthafen ins Jenseits befördert haben).

Besuch auf der Schweizer Botschaft, um mich im Libanon anzumelden, man weiss ja nie. Die Botschaft liegt in der Nähe der Hariri-Moschee. In der Botschaft weist mir ein libanesischer Soldat mit Kalaschnikow den Schalter zu, an dem ich mich anstellen soll.

Überhaupt überall Militär, Militärpolizei, uniformierter Geheimdienst, etc. Strassensperren, Stacheldraht, Beton-Blöcke als Ramm-Sperren. Man versucht sich dran zu gewöhnen. Fotografieren darf man kein Militär und offenbar ist sogar der Sonnenuntergang verdächtig: Ein Soldat nimmt mir an der Strandpromenade meine Kamera weg und löscht die Aufnahme, weil neben der Sonne und dem Meer im Vordergrund noch ein Stein zu sehen ist, wohl ein Teil einer militärischen Anlage.

Nach zwei Tagen habe ich genug von der zwielichtigen Pension Valery, ich möchte einmal duschen. Ich checke ins noble Hotel Mayflower ein. „Es ist gerade kein Einzelzimmer frei. Ich werde ihre Buchung ohne Zusatzkosten auf eine Junior-Suite aufstocken.“ Ja gerne. Ich nehme als Erstes gleich ein Bad in der Luxus-Badewanne und zappe mich durch 200 Satelliten-Fernsehkanäle.

Mit den hiesigen und den aus der Schule in Amman zu Besuch weilenden Volontären wird eine Wasserpfeife geraucht im „Café Hassan“, einer Kneipe beim Leuchtturm. Dazu trinkt man Tee. Die Welt dreht sich leicht, als wir mit einer halben Nikotin-Vergiftung in Richtung Ausgang wanken.

Die Rückfahrt zur Schule gestaltet sich einfacher als die Hinfahrt. Monsieur Ara, ein Erzieher an der Schule, lotst mich übers Handy an eine vielbefahrene Strassenkreuzung in einem östlichen Vorort von Beirut. Ein blauer Bus taucht auf, ich fuchtle wild mit meinen Händen, der Bus hält an, ich steige ein. Zwei Stunden später setzt er mich vor dem Tor der Schneller-Schule in Khirbet ab. Kosten Busfahrt: 4 Franken.