Gedanken des neuen Präsidenten

Nicht nur im Mittelalter (Kreuzritter), sondern auch im 19. und 20. Jahrhundert hat es immer wieder Menschen an die Wirkungsstätten Jesu in den heutigen Gebieten von Israel, Palästina, Jordanien, Libanon und Syrien gezogen. 1860 hat die Pilgermission St. Chrischona (Vorläuferin der Basler-Mission) ein Brüderhaus in der Nähe des damaligen Ortes Jerusalem (El Quds) für deutsche Heiliglandpilger gebaut. Der württembergische Pfarrer Johann Ludwig Schneller wurde als Hausleiter und zur Ausbildung von Missionaren für Äthiopien hingeschickt.

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Direktor der TSS in Amman, Ghazi Musharbasch, mit den Internatsschülern und einigen Lehrpersonen

Bei Christenverfolgungen im Libanon und in Damaskus um 1860 kamen über 30‘000 Christen ums Leben. Schneller reiste nach Beirut und brachte ein Dutzend Waisenkinder ins Brüderhaus. Fortan setzte er seine ganze Lebensenergie für Waisen aus dieser Region ein. Für sie wurde das „Syrische Waisenhaus“ (auch mit Hilfe eines Schweizer-Freundeskreises!) gebaut, wo neben Waisen auch blinde Kinder aufgenommen wurden. Im Vorstand, der für die Finanzen und die Lehrkräfte zuständig war, machten immer auch Persönlichkeiten aus der Schweiz mit. Nach dem Tod von Johann Ludwig leitete sein Sohn Theodor Schneller das Syrische Waisenhaus weiter. Um 1900 war das Territorium des Syrischen Waisenhauses fast so gross wie die damalige Stadt Jerusalem. Nach dem Tod Theodor Schnellers 1935 kamen die Wirren des 2.Weltkrieges, im Verlauf derer das Syrische Waisenhaus vom Britischen Mandat konfisziert und bei der Staatengründung Israels sogar als deutsche Einrichtung verboten wurde. Die verbleibenden Waisenkinder wurden in andere Institutionen untergebracht und vom Schweizerischen Hilfskomitee so gut wie möglich weiter finanziell unterstützt.

1951 konnte im Libanon Land erworben und als Nachfolgeinstitution die „Johann-Ludwig-Schneller-Schule(JLSS) gebaut werden. Beim Spatenstich waren auch Vertreter aus dem Schweizer Hilfskomitee dabei! Hermann Schneller, der Enkel Johann Ludwigs leitete diese Schule. Sein Bruder Ernst Schneller durfte 1966 eine grosse Landschenkung in Jordanien ausserhalb Ammans entgegennehmen. Dort wurde dann die „Theodor.Schneller-Schule“ (TSS) gebaut, welche er als erster Direktor leitete.

In beiden Schulen wird die Arbeit des „Syrischen Waisenhauses“ weitergeführt. Der Schweizer Hilfsverein kann auf ein lückenloses Bestehen seit dem Beginn der Arbeit im Syrischen Waisenhaus 1861 zurückblicken. Der bekannte Appenzeller Konsul, Carl Lutz, der durch Ausstellung von Schutzpässen vielen Juden das Leben gerettet hat, war viele Jahre lang Präsident des „Schweizer Hilfsvereins für das Syrische Waisenhaus“. Heute unterstützt der „Schweizer Verein für die Schneller-Schulen im Nahen Osten“ (SVS) –  Namensänderung vor ca. 20 Jahren – die beiden Schulen mit Spenden-Geldern jedes Jahr  in der Höhe von je rund Fr. 50‘000.-. Am Samstag vor dem Palmsonntag bin ich von der GV des Vereins im Bullingerhaus zum neuen Präsidenten gewählt worden. Zusammen mit Pfrn. Dagmar Bujack (Vizepräsidentin), Dr.med Martin Ninck (Aktuar), Kathrin Zybach (Kassierin), Pfr. Luzi Jordi, Tobias Schicker und Pfr. Simon Pfeiffer (neu) versuchen wir auch weiterhin die Spendengelder für die Förderung der Kinder aus Schwierigen sozialen Verhältnissen an beiden Schulen optimal einzusetzen. Seit einigen Jahren verwende ich eine meiner privaten Ferienwochen für Kontakte vor Ort in den beiden Schulen.

 

Ursus Waldmeier, Präsident des SVS