Internationale Konferenz zur Zukunft der Christen im Nahen Osten

Aus der Pressemitteilung des ems am 12. September 2013

Die Zukunft der Christen im Nahen Osten beschäftigt die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) mehr denn je. An der vom jordanischen Königshaus einberufenen internationalen Konferenz „Herausforderungen an die arabischen Christen“ haben mit Dr. Habib Badr, Leitender Pfarrer der Nationalen Evangelischen Kirche in Beirut (NEC), und Bischof Suheil Dawani von der Bischöflichen Diözese von Jerusalem und dem Mittleren Osten, gleich zwei Vertreter von EMS-Mitgliedskirchen teilgenommen. Der jordanische König Abdullah II. hatte die Oberhäupter aller christlichen Kirchen im Nahen Osten Anfang September nach Amman eingeladen, um gemeinsam mit den Christen über die Herausforderungen zu sprechen, vor denen sie seit den jüngsten Umbrüchen und Krisen in Ägypten, Syrien, dem Irak und anderen Länder der Region stehen. Auch Vertreterinnen und Vertreter westlicher Kirchen und internationaler Kirchenbünde waren gekommen.

„Die Konferenz war ein guter Anfang und der Wunsch zur weiteren Zusammenarbeit ist bei allen Teilnehmenden groß“, berichtet Badr, der auch stellvertretender Vorsitzender des EMS-Missionsrats ist. Sie habe die Stimme der Christen im Nahen Osten für die Regierungen in der Region, für die weltweite Kirche und die Weltgemeinschaft weiter hörbar gemacht. Mit Ausnahme des Libanon würden die Christen in der Region nicht als gleichberechtigte Bürger ihrer Länder behandelt. Verfolgung und Gewalt gegen Christen hätten seit dem sogenannten arabischen Frühling zugenommen und immer mehr Christen würden ihre Heimat verlassen, zählt Badr die größten Herausforderungen auf. „Die Zukunft ist diffus, düster und macht Angst.“ Auf der Konferenz sei die Forderung laut geworden, dass moderate Muslime, islamische Kleriker, Intellektuelle, Führungsleute, Regierungen und Politiker sich stärker für die Christen und andere Minderheiten einsetzen müssten. „Wir Christen sehen uns als Teil der Gesellschaft und wollen mit unserer Arbeit zum Wohl der gesamten Gemeinschaft beitragen“, sagt Badr.

König Abdullah II. erklärte zum Abschluss der Konferenz, dass er sich für ein Dialogbündnis zwischen Christen und Muslimen im Nahen Osten stark machen wolle. Mit einer solchen Allianz könnten Tendenzen überwunden werden, welche die Konflikte in der Region schüren und dem humanitär-kulturellen Erbe fremd sind. „Der Schutz der Rechte von Christen inmitten der Konflikte, die den Nahen Osten erschüttern, ist keine Frage der Höflichkeit, sondern eine Pflicht“, sagte der König. Die arabischen Christen hätten eine Schlüsselrolle beim Aufbau der arabischen Gesellschaften gespielt und verstünden mehr als jeder andere
den Islam und dessen wahre Werte. Sie könnten daher den weit verbreiteten Vorurteilen entgegentreten. „Der Islam steht für Toleranz und Mäßigung und lehnt Extremismus und Isolierung ab“, sagte Abdullah II.

Das jordanische Königshaus setzt sich seit langem auf verschiedenen Ebenen für den Dialog zwischen Christen und Muslimen ein. Organisiert hatte die jetzige Konferenz Prinz Ghazi bin Mohammad, ein Cousin von König Abdullah II. sowie dessen Berater für religiöse Angelegenheiten und kulturelle Rechte. Auf Prinz Ghazi, der an der Universität von Jordanien Professor für islamische Philosophie ist, geht auch die Initiative „A Common Word Between Us and You” zurück, bei der sich 2007 insgesamt 138 muslimische Gelehrte in einem offenen Brief an Führer christlicher Kirchen weltweit wandten und zum Dialog aufriefen.

Es komme nun darauf an, dass die Kirchen untereinander und mit den muslimischen Gesprächspartnern die Themen intensiv weiterverfolgen, so Badr. „Lasst uns hoffen und beten, dass vor allen von uns, die wir in dieser unruhigen geplagten Region der Welt leben, eine Zukunft liegt, die heller und sicherer, die friedlich ist.“