Khalida Massarweh

Interview vom 31.03.2011

Chalida

  1. Name: Khalida Kamil Massarweh
  2. Alter: 55 Jahre
  3. Verheiratet:
    Ja
  4. Kinder:
    Ja, 4 Töchter und einen Sohn. Alter: 33, 32, 29, 26, 24 (Sohn).
  5. Wo lebst du?
    In Amman.
  6. Wo wurdest du geboren? Auch in Amman?
    Nein, in Maddaba. Ich wurde dort geboren und bin auch dort aufgewachsen.
  7. Wie bist du an die TSS gekommen? Selbst ein Schülerin an der TSS warst du wohl nicht, da Maddaba ja doch eher weiter weg ist, oder?
    Nein, ich war keine Schülerin hier. Ich kam zur TSS weil ich den vorigen Direktor kannte und er mir die Stelle hier verschafft hat.
  8. Was sind deine Hobbys?
    Leben und Kultur, womit ich v. a. meine Familie und meine Kinder meine.
  9. Was denkst du ist am Wichtigsten im Leben?
    Für mich persönlich sind meine Kinder das Allerwichtigste. Generell denke ich, dass die Arbeit das absolut Wichtigste in unserem Leben ist.
  10. Was ist deine Aufgabe hier an der Schneller-Schule?
    Ich bin die Direktorin der Schule der TSS.
  11. Was sind die grössten Herausforderungen die du in diesem Job antriffst?
    Weil wir viele unterschiedliche Schüler-Typen haben, müssen wir darauf achten, dass wir jeden Fall mit der nötigen Sorgfalt behandeln.
  12. Das klingt nach viel Arbeit. Ist dem so?
    Ja. Z. B. Eltern-Gespräche oder auch die Handhabung der Absenzen oder der Stundenpläne.
  13. Was ist mit Kindern die aus schwierigen Verhältnissen kommen? Habt ihr hier mehr Mühe richtig mit den Kindern umzugehen?
    Wir handhaben jeden Fall mit Sorgfalt und zeigen den Kindern klar und deutlich, dass sie hier ihr Verhalten ändern müssen. Schliesslich ist es ja nicht nur Schule sondern auch Lebensschule.
  14. Gibt es manchmal Konflikte zwischen der Schule und den Eltern der Kinder?
    Ja, kommt vor. In so einem Fall arrangieren wir ein Gespräch mit den Eltern und je nachdem auch mit dem Kind hier an der Schule und versuchend die Angelegenheit zu klären. In schwierigeren Fällen steht uns ausserdem der pädagogische Berater der Schule Musa Al-Munaizel zur Seite.
  15. Habt ihr mal solche Fälle gehabt wo es sehr schwer war eine Lösung zu finden?
    Nein, nicht wirklich. Obwohl momentan gibt es einen Konflikt mit einem Jungen der hier zur Schule geht, aber nicht im Internat ist. Aber einen richtig schlimmen Konflikt hatten wir bisher nicht.
  16. Also auch nie ein Konflikt wo die Eltern so unzufrieden waren, dass sie ihr Kind von der Schule abgezogen haben?
    Nein, nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Meistens sind sie sehr froh, dass sie ihre Kinder hierhin schicken dürfen.
  17. Was magst du am meisten an deinem Job?
    Was mir am meisten gefällt ist zu planen, zu organisieren und generell strukturiert zu arbeiten.
  18. Was meinst du damit genau? Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?
    Ich komme früh am Morgen in die Schule (kurz nach 7). Dann mache ich zuerst ein Meeting mit allen Lehrern, um auf den aktuellsten Stand der Dinge gebracht zu werden. Dann gehe ich zurück in mein Büro an meinen Schreibtisch und plane den Tag, schaue welcher Lehrer heute wann welche Klasse unterrichten muss, kümmere mich gegebenen Falls um abwesende Lehrer, plane Sitzungen oder organisiere besondere Anlässe (z. B. wenn eine Gruppe aus Deutschland kommt um die Schule zu besichtigen).
  19. Arbeitest du auch selbst in der Pädagogik mit oder beschränkst du dich aufs Managen und Organisieren?
    Nein, direkt nicht. Hierfür haben wir Mr. Medie. Er setzt sich in eine Klasse wenn es z. B. Probleme mit schwachen Schülern gibt die Nachhilfeunterricht benötigen. Im Moment bieten wir einen solchen für Englisch und für Arabisch an, da dies die beiden wichtigsten Schulfächer sind. Natürlich verfassen wir über solche Problemfälle dann auch Berichte die wir Direktor Ghazi zukommen lassen, damit er darüber informiert ist
    Manchmal aber, wenn es von einem Lehrer gewünscht wird, gehe ich aber dennoch selbst in eine Klasse und sehe mir das Problem an.
  20. Bitte erzähle mir eine besondere Geschichte die du in deiner Zeit als Direktorin hier erlebt hast:
    Etwa vor zwei Jahren hatten wir einen Fall eines Jungen der bereits an diversen Schulen überall in Amman gewesen, aber überall wieder rausgeschmissen worden war. Dann kam er an die TSS. Ein grosses Problem mit ihm war, dass er sehr viel rauchte. Ich wollte ihm helfen und sagte ihm, dass wenn er Probleme habe, er jeder Zeit zu mir kommen und mit mir darüber reden könne. Tatsächlich nahm er die Gelegenheit war und kam etliche Male zu mir. Schliesslich konnte ich ihn sogar davon überzeugen mit rauchen aufzuhören. Das war eine sehr gute Erfahrung für mich.
  21. Was denkst du hebt diese Schule hier von umliegenden staatlichen Schulen ab?
    Ich habe an vielen unterschiedlichen Schulen gearbeitet und muss sagen, dass mir hier besonders gut gefällt, wie christliche und muslimische Schüler und Lehrer hier zusammenarbeiten. Hier ist es ein wirkliches Miteinander. In anderen Schulen dagegen half man sich nicht gegenseitig. Die meisten Leute kümmerten sich nur um die Angelegenheiten die die Leute ihrer eigenen Religionsgruppe betrafen. Hier besteht da wirklich kein Unterschied wir leben und arbeiten zusammen wie Brüder und Schwestern.
  22. Hebt sich die Schule auch sonst, z. B. bezüglich pädagogischer Methoden von anderen Schulen ab?
    Viele Leute, einschliesslich solche vom Innenministerium sagen, dass dies eine der besten Schulen in der Region ist.
  23. Wie ist es als Frau eine Stellung als Führungsperson inne zu haben, in einer Welt wo zum grössten Teil Männer solche Positionen besetzen?
    Es ist keine grosse Sache für mich, denn ich habe viel Erfahrung darin eine Schule zu führen. Auch geniesse ich wegen meinem Alter ein hohes gesellschaftliches Ansehen.
    Zusätzlich habe ich auch schon in Schulen mit älteren Männern und als einzige Frau gearbeitet. Deshalb ist es für mich hier sowieso kein Problem.
  24. Und als du jünger und weniger erfahren warst, hattest du da mehr Probleme?
    Nein, nicht wirklich. Höchstwahrscheinlich deshalb weil ich eine starke Persönlichkeit habe, die mir auch schon damals geholfen hat.
    Auch bin ich ein bisschen die Mutter von allen hier.
  25. Also wurdest du während deiner gesamten Berufslaufbahn nie diskriminiert weil du eine Frau in einer Führungsposition bist?
    Tatsächlich hatte ich in Maddaba wo ich auch Direktorin gewesen bin Probleme diesbezüglich. Obwohl sie mich als ihre Direktorin akzeptierten, wollten sie nicht wirklich mit mir zusammenarbeiten. Dies lag aber wohl v. a. daran, dass ich Dinge herausgefunden habe die falsch liefen und sie habe ändern wollen, was vielen nicht passte.
  26. Was gefällt dir am Besten an der TSS?
    Ich mag die ganze TSS. Die Atmosphäre, die Leute, die Arbeit.
  27. Was sollte deiner Meinung nach am Dringendsten verbessert werden?
    Nichts Spezielles. Manchmal aber wenn wir z. B. ein Projekt machen wollen, kann es schwierig und kompliziert werden, weil es abgebremst wird von der langsamen und komplizierten Administration der TSS oder wegen sonst was. Das könnte also besser sein, aber generell bin ich zufrieden.
  28. Bitte füge hinzu was deiner Meinung nach noch fehlt um dein Profil zu vervollständigen:
    Wie ich gesagt habe. Ich habe eine starke Persönlichkeit und ich mag es sehr zielstrebig zu arbeiten. Auch will ich, dass meine Kollegen ehrlich zu mir sind. Ich ertrage es nicht angelogen zu werden. Ich habe viel Ausdauer und kann sehr viel arbeiten.