Libanesischer Unabhängigkeitstag
Kulluna lil uatan, Oh Liban ma patrie, oh liban mon amour….
Der Libanesische Unabhängigkeitstag wird am 22. November gefeiert. Grund dafür ist die Unabhängigkeit vom Französischen Mandat 1943, das nach 23 Jahren zu Ende ging. Die 23 Jahre muten jedoch nach den verschiedenen Besetzungen im Laufe der Geschichte nicht allzu lange an.
Libanon könnte mit gutem Gewissen mehrere Unabhängigkeitstage im Jahr feiern, würde aber damit vielleicht sogar einige Länder in der Region verärgern. Möglicherweise ist das der Grund, warum die Unabhängigkeit von den eher weiter entfernten Franzosen gefeiert wird.
- Fahnenschwingen
- Kindergarten
- Theater
- Chor
- Der Direktor spricht
- Chor
- Diskussionsrunde
- Vor der Vorführung
- Tanzvorstellung
Europäische Länder fühlen sich auch eher schuldig für Ihre Aktivitäten in den ehemaligen Kolonialgebieten. Solche Gefühle haben sich bei den anderen ehemaligen Besatzern Libanons offensichtlich noch nicht gemeldet. Alle haben sie mehr oder weniger bekannte Ruinen im Land zurückgelassen: Babylonier, Alexander der Grosse, Griechen, Römer, Araber und Türken. Einige von den Ruinen haben internationale Berühmtheit erlangt.
Bauruinen neueren Datums, sprich aus der Zeit des Bürgerkriegs und des Krieges von 2006, werden einfach ins Meer geschüttet und verhelfen so Beirut zu mehr Bauland am Meer.
Je nachdem wen man fragt, sind auch heute noch nicht alle Gebiete des Libanon befreit und unabhängig. Sicher ist allerdings, dass sie nicht mehr von Frankreich besetzt sind. Im Land selber finden sich alle Trends des Nahen Osten und die verschiedenen religiösen Gruppierungen haben die Tendenz, Andersgläubige mit Hilfe ausländischer Mächte dominieren zu wollen. Im Moment scheint es also mehr Abhängigkeiten als Unabhängigkeiten zu geben.
Vielleicht sollte deshalb der Unabhängigkeitstag einfach ein schönes Erlebnis sein, an dem sich das Land freudig an das Ende 23 Jahre langen Unterdrückung durch Frankreich erinnert.
Die Oberschicht drückt sich noch immer noch gewandt auf Französisch aus und versucht oft auch krampfhaft zu vermeiden, dass ihre Kinder gewisse Wörter, wie zum Beispiel „Kuh“, auf Arabisch aussprechen. „La vache qui rit“ klingt halt besser als das Äquivalent auf Arabisch. Die Nationalhymne, die eigentlich vereinend wirken sollte, wird auch heute noch an französisch-sprachigen Schulen auf Französisch gesungen und scheint nicht einfach nur eine Übersetzung des arabischen Textes zu sein.
Vielleicht kann der Unabhängigkeitstag den Libanesen helfen, sich als Libanesen zu fühlen. Das Land ist einmalig in vielen Bereichen. Der libanesische Dialekt ist einmalig, gespickt mit Sprachbrocken der vergangenen Geschichte. Eine grössere religiöse und politische Vielfalt auf so kleinem Raum gibt es sonst nicht und schon gar nicht im Nahen Osten. Das friedliche Zusammenleben könnte jedoch noch besser geübt werden, es gibt noch Gelegenheit, die Schnellersche Friedenspädagogik zu praktizieren und zu verfeinern.
Als Schweizer kann man diesen Unabhängigkeitstag eher zynisch betrachten und sich über die Veranstaltungen wundern. Trotzdem scheinen die Feiern und Reden einen auch an den 1. August zu erinnern, viel rot und weiss zeigt ja auch die Schweizer Fahne. Vielleicht hat die Schweiz ja nicht bloss die landschaftliche Schönheit mit Libanon gemeinsam. Auch Schweizer Gebiet wurde immer wieder mal von Grossmächten überrannt, Glaubenskriege gab es, und das Bankenwesen floriert in der Schweiz ähnlich gut wie im Libanon.
Die Schneller Schule hat diesen Anlass gebührend mit einer Feier bedacht, an der auch ehemalige Schneller Schüler teilnahmen. Mit Reden, Musik, Theater, Sport und Powerpoint Präsentationen feierten Schüler und Angestellte den Anlass. Trotz ethnischen und religiösen Differenzen sind sie doch alles stolze Libanesen und dies ist wohl die Unabhängigkeit die sie gemeinsam haben.