Mohammad Hammoud

Ich lade Mohammed in unsere chaotische Volunteer-Wohnung ein, um mit ihm ein Wenig über sein Leben an der Schneller-Schule zu plaudern. Zum ersten Mal war er mir aufgefallen, als ich erfuhr, dass er im Herbst zu einem kurzen Austausch nach Deutschland fahren sollte. Er hatte letzten Jahr an einem Arbeits-Einsatz an der Schule zusammen mit deutschen Freiwilligen teilgenommen. Im Herbst wurden die Teilnehmer dann nach Deutschland eingeladen.

Mohammad Hammoud

Mohammad Hammoud

Mohammed ist 17 Jahre alt und der vierte von insgesamt neun Geschwistern. Er hat einen Bruder und sieben Schwestern. Die Familie lebt in Chtaura, etwa 20 Fahrminuten nördlich von Khirbet Qanafar gelegen. Eine seiner Schwestern lebt ebenfalls hier im Schneller-Internat und geht auch hier zur Schule, eine weitere Schwestern lebt bei den Grosseltern.

Neun Jahre lang ist Mohammed schon im Internat und es gefällt ihm gut. Seit letztem Jahr muss er eine Schule ausserhalb besuchen, weil es im jetzigen Jahrgang keine 11. Klasse gibt. Der Schulunterricht an der Schneller-Schule hätte ihm besser gefallen als an der neuen Schule, schon nur weil er halt alle Mitschüler kannte und einen viel kürzeren Schulweg hatte.

Seine Freizeit am Wochenende verbringt er gerne mit Freunden bei kleinen Ausflügen und Grill-Abenden. Während der langen Sommerferien arbeitet er seit einigen Jahren in einer Fabrik, die Bodenplatten herstellt. Mit dem verdienten Geld bezahlt er unter anderem einen Teil des Schulgeldes und der Schulbücher.

Das elfte Jahr ist das Abschluss-Jahr. Ich frage Mohammed nach seinen Plänen und Träumen. „Ich möchte in Europa studieren, am Liebsten in Deutschland.“ Seit der vierten Klasse erhielt er neben Arabisch und Englisch auch Deutsch-Unterricht. An seiner jetzigen Schule wird nur Englisch unterrichtet, also lernt er Deutsch selbständig nebenher.

Betriebswirtschaft will er studieren und danach bei einer grossen Firma arbeiten. Studieren im Libanon ist teuer und häufig braucht man Beziehungen, um gute Arbeitsstellen zu erhalten. Und dennoch betont Mohammed, dass er seinem Land nicht den Rücken kehren will. Sein Traum ist es, nach einem Studium und einigen Jahren Arbeiten im Ausland zurückzukehren in den Libanon.