Netzwerk-Kabel und Beinbruch
Der IT-Supporter hat in einer Organisation eine ähnliche Stellung wie der Hausmeister: Mit beiden sollte man es sich nicht zu arg verscherzen, wenn man den nächsten Wasserrohr-Bruch nicht im Nassen sitzen will, bzw. wenn das Excel wieder mal die Arbeit der letzten zwei Wochen gelöscht hat. Diese Wahrheit hatte ich schon bei meiner Arbeit in der Support-Abteilung der Novartis gelernt.
Dennoch werde ich bei der Arbeit nicht mit Rosenwasser besprenkelt. Das liegt nicht nur daran, dass es hier doch noch ziemlich viele Leute gibt, die keinen Computer benötigen und so von den Vorteilen eines neuen Schulnetzwerkes erst überzeugt werden wollen.
In vielen Dingen musste ich mich etwas anpassen, so empfinde ich die Organisations-Hierarchie als steiler, als ich das gewöhnt bin. Erst bespreche ich mit Vorgesetzten und dann hoffe ich, dass beim Telefonspiel die Hierarchie-Leiter runter die Information am Ende richtig ankommt.
Auch kann ich nicht in ein Büro reinplatzen mit den Worten „Guten Morgen, kannst du bitte dies und jenes für mich erledigen?“. D.h. ich kann schon, aber die Erfahrung zeigt, dass dann „dies und jenes“ eher am unteren Ende des Stapels der zu erledigenden Dinge Platz nimmt.
Interessanterweise habe ich diese Andersartigkeit zu schätzen gelernt. Es ist wie ein Spiel. Wenn ich in eine Sackgasse reinlaufe, muss ich halt unkehren und einen anderen Weg suchen. Ich habe die grundsätzliche Regel, dass ich wenn ich etwas erledigt brauche, drei Mal darum bitte. Wenn sich nach drei Mal nichts bewegt hat, suche ich einen anderen Weg.
Erstaunlicherweise hat es sich herausgestellt, dass es hilft mit den Leuten zu reden, was einem Informatiker erst mal einfallen muss. Wenn ich also z.B. etwas brauche, geh ich vielleicht einfach mal vorbei wenn die Mitarbeiter Pause haben. Das hat nicht nur den Vorteil, dass ich vielleicht eine Tasse Tee offeriert bekomme. Ich erfahre auch, dass man im einen Supermarkt in Khirbet richtigen Schinken kaufen kann. Ausserdem hat sich Saad Hariri, ein ehemaliger libanesischer Premierminister, beim Skifahren in Frankreich die Beine gebrochen. Möglicherweise kommt das Gespräch noch auf „dies und jenes“, welches ich erledigt haben sollte. Und – Päng! – ist es getan.
Auf diese Art habe ich auch die Leute kennen und schätzen gelernt. Alle haben interessante und zum Teil auch happige Geschichten zu erzählen. Und so ertappe ich mich auch schon mal, dass ich nach einem Grund suche, um mal wieder in der Lehrlingsabteilung bei der Pause vorbeizuschauen.
Der Supporter ist ja auch eine Art Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Ich bin durch die Installation an vielen Orten an der Schule präsent. Und immer, wenn ich gefragt werde, was ich tue, gebe ich natürlich gerne Auskunft. „Gibts bald Internet?“ „Mal schauen. Erst mal ein internes Netzwerk. Vielleicht Internet. Vielleicht neue Computer. Erst mal werd ich hier das Kabel verlegen, dann schauen wir weiter.“ Das Gute dabei ist, dass sich schon durch meine Präsenz ein Interesse an meiner Arbeit ergibt und dadurch auch Unterstützung.
Vielleicht bilde ich mir nur ein, dass alles flüssiger läuft als zu Anfang. Tatsache ist aber, dass in den letzten zwei Wochen ein grosser Teil des Netzwerkes installiert wurde und wir bald mit ersten Tests beginnen können.