Besuch an der JLSS zur Einweihung des neuen Gebäudes für die Schreinerwerkstatt und Schulungsräume

Am Sonntag gegen Mitternacht sind wir (Hans Pfister, mein Partner und ich) mit Pegasus von Zürich über Istanbul nach Beirut geflogen. Dort wurden wir von einem Angestellten der JLSS mit dem Schulbus abgeholt und erreichten die Schule nach anderthalbstündiger Fahrt bei bedenklichem Strassenzustand nachts um halb zwei. In drei Koffern hatten wir total 60kg Teigwaren und Schokolade für die Schüler dabei!

Am Montag lernten wir die beiden Musiker, die fürs Einweihungskonzert aus Deutschland eingereist sind, kennen: den Organisten Klaus Schulten und die Trompeterin Britta Giesecke von Bergh. Sie spielten einen Teil des Programmes in der Abendandacht für die Hälfte der Schulkinder. Am Ausgang haben wir (in Absprache mit dem Direktor George Haddad) jedem Kind ein Schoggistängeli gegeben.

Am Dienstag sahen wir uns in der Schule um und brachten dem Küchen-Chef 20kg Teigwaren (Tip von Uwe Gräbe, dem Sekretär des EVS). Die Gabe wurde mit grosser Freude in Empfang genommen. Am Nachmittag durften wir George Haddad zur Board-Sitzung nach Beirut begleiten. Wichtigstes Traktandum war die Einholung der Erlaubnis, im Sommer eine Fortbildungseinheit für die LehrerInnen und ErzieherInnen durchführen zu können. Auch sein Plan, Abklärungen zu treffen für einen neuen Ausbildungslehrgang zur Pflegerin für Mädchen – wenn möglich in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Regionalspital – wurde vom Board gutgeheissen.

In der Abendandacht kam die zweite Hälfte der Kinder in den Genuss eines Teils des Einweihungskonzertprogrammes, natürlich auch belohnt mit einem Schweizer-Schoggistängeli.

Der Mittwoch war ganz der Einweihung des neuen Gebäudes mit der Schreinereiwerkstatt gewidmet:

Alle Schulkinder und Lehrlinge mit den Lehrpersonen und Internatsleitenden waren präsent. Als Gäste sind anwesend: Pfr. Habib Badr, der Vorsitzende der arabischen Evangelischen Kirche, die Eigentümerin der JLSS ist, der deutsche Botschafter Andreas Kindl, eine Delegation des JLSS-Schulboards, der Pfarrer der deutschen Gemeinde in Beirut, Jürgen Henning, der Generalsekretär des ems, Pfr. Dr. Dieter Heidtmann, der Nahostreferent des ems, Pfr. Dr. Uwe Gräbe, die Präsidentin des EVS, Kerstin Sommer, und ich als Präsident des SVS.

Die Feier wurde mit einer Trompetenfanfare vor dem neuen Gebäude eröffnet. Daran schloss sich ein Gebet von Pfr. Habib Badr und der Direktor George Haddad dankte allen, die zu diesem neuen multifunktionaler Bau ihren Beitrag geleistet haben.

Darauf folgten verschiedene Reden. Ich habe dem Werkstattleiter verschiedene Schreinerwerkzeuge als Symbol übergeben, u.a. einen Hobel mit der Aufschrift SVS. Als Symbol der Beständigkeit pflanzten die Geladenen drei Libanonzedern. Danach wurde das weisse Band beim Eingangstor durchtrennt und alle Versammelten konnten einen Blick in die Werkhalle und in die coronakonform eingerichteten Schulungsräume im Obergeschoss werfen. Gut sichtbar waren die Werkzeugkisten auf den Werkbänken, die vom SVS gesponsert waren und das Mobiliar in den Schulzimmern, das ebenfalls vom SVS bezahlt worden ist.

Danach begab man sich in die Kirche, um das vom SVS gesponserte Konzert zu geniessen. Der Abschluss des Festes bildete das gemeinsame Essen aller Geladenen mit ihren Begleitpersonen im Speiseraum und ein abschliessender Rundgang auf dem Schulgelände.

Am Donnerstag war dann wieder „Courant normal“ an der Schule, allerdings der zweitletzte Tag vor der „Iftar (Fastenbrechen) – Ferienwoche. Hans und ich haben eine Wanderung ins Schuf-Gebirge hinauf gemacht, im obersten Teil durch steiles wegloses Gebiet bis zu den ersten Schneefeldern auf fast 2000m. Dabei haben wir neben roten Anemonen auch zwei rote Wildtulpen und eine ganz seltene blaue Lilie entdeckt.

In der Abendandacht in der Kirche führte Georges Haddad für die Inter- natsschüler eine „Iftar-Feier“ durch. Er hat dazu ein Lied, das die Bewohner von Medina gesungen haben sollen, als Mohammed von Mekka fliehen musste, in eine Orgelversion mit einer gut singbaren Melodie umgesetzt und das haben die Kinder mit grosser Inbrunst gesungen (auch die christlichen). Moslemische Schüler lasen Koranverse, die zum Iftar gehören und das wichtigste Iftar-Gebet. Dazwischen liessen sie Iftargesänge ab YouTube abspielen. Und zum Abschluss ertönte ihr Glaubensbekenntnis. Wir haben gesehen, wie die meisten Kinder mit grosser Andacht dabei waren und zum Teil ihre bekannten Worte mitgesprochen haben. Genau so wird der gegenseitige Respekt der Religionen gefördert. Wie uns George Haddad im Nachhinein gesagt hat, wurde sein Vorgehen von manchen christlichen Lehrpersonen nur widerwillig mitgetragen.

Am Freitag sind wir mit zwei Velos, welche uns von der Schule zur Verfügung gestellt wurden, zu den Aammiq-Wetlands gefahren. Das ist ein noch intaktes Sumpf- und Flachseegebiet in der Bekaa-Ebene. Weite Wanderwege entlang der Ufer von Teichen und Kanälen mit Baumriesen laden zum Verweilen ein. Besonders gefreut hat uns die Beobachtung einer etwa anderthalb Meter langen schwarzen Schlange. Als wir gegen 17 Uhr wieder in der JLSS ankamen, waren schon alle Schüler und Lehrpersonen verschwunden: Iftar-Ferien! Nur der Küchenchef war noch da, der uns das Abendessen zubereitet hat.

Am Samstag, unserem letzten Tag in der Bekaa, machten wir eine Wanderung durch die Obst und Rebanlagen und entlang grosser Getreidefelder bis zum Litani-Fluss. Wieder bewunderten wir viele Wildblumen, trafen nochnochmals auf eine schwarze Schlange und konnten fünf Wasserschildkröten im Fluss beobachten. Es war sehr windig und heiss und die Fernsicht war durch dichten Staubdunst getrübt.
Abends waren wir beim Direktorenehepaar zu einem Glas Wein eingeladen.

Am Sonntag um 02.30 Uhr wurden wir zum Beiruter Flughafen gebracht. Mit Pegasus flogen wir wieder über Istanbul zurück nach Zürich.

(24. April – 1. Mai 2022)

Ursus Waldmeier, Präsident SVS